Hier werdet Ihr bald Beiträge von Eltern und anderen Experten zu den weiteren Erscheinungsformen des Anders-Seins finden. Solltet Ihr einen Beitrag für diese Kategorie schreiben wollen, meldet Euch gerne bei mir über die Kontaktseite des Blogs!
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Diagnose ja oder nein, dieser Bericht ging mir sehr nahe, konnte ich mich doch an die Zeit erinnern, die uns fast zermürbt hat.
Auch unser Sohn ist anders, er ist auch elf Jahre alt. Auch er hat große Schwierigkeiten mit unserem Schulsystem, was bis zu einem Schulausschluss gipfelte. Er hinterfragt die Regeln in der Schule ständig und versucht sie zu sprengen. Inzwischen ist er in der sechsten Klasse, nach einem Schulwechsel ist alles besser geworden und auch wir können wieder nach vorne sehen als Familie.
Die ersten Auffälligkeiten erlebte ich als Mutter schon im Kleinkind Alter. Er sprach sehr früh in vollständigen Sätzen und tat uns ständig kund, was er nicht wolle. Jede Autofahrt mit Anschnallen des Kindes war ein Horror.Jeder Wechsel einer Tätigkeit endete im Streit. Er war sehr kreativ, hatte ständig neue Ideen, die er immer umsetzen musste. Und wir mussten Mitziehen. Unseren Tagesablauf lehnte er strikt ab, fand an nichts Freude, was wir genossen. Familienfeiern waren ein Graus, er verschwand oder spielte sich auf. Heute allerdings geht das alles.
Im Kindergarten wurde ich von den Erziehern angesprochen (und wir hatten auch Glück ein kleiner Kindergarten, bilingual), dass er an keiner Gruppenaktivitäten teilnehmen möchte. Ihr sitzt im Morgenkreis und schaukelt hin und her, er möchte nicht spazieren gehen, er spielt nur mit anderen Kindern, wenn er ihnen vorschreibt wie sie sich zu Verhalten haben. Dafür spielt er stundenlang mit Lego für sich oder anderen Sachen und ist völlig vertieft in sein Spiel. Er hört stundenlang zu, wenn vorgelesen wird. Seine Sozialkompetenzen sind nicht gereift. Er drückt Kinder fest an sich, wenn er ihnen zeigen will, dass er sie mag, aber die Kinder möchten das nicht. Die Erzieher kamen auf mich zu, sagten dass irgendwas anders wäre und ich doch mal mit meinem Sohn zum Psychologen gehen soll. Das taten wir dann kurz vor Schuleintritt und die Odyssey begann.
Es wurde getestet auf ADHS, Hochbegabung, Autismus etc. Ein allgemeiner nonverbaler Test, Der in diesem Alter möglich war. Ergebnis: Hochbegabung, sonst nichts
Super! Wir hatten eine Diagnose. Von da an verschlang ich Bücher über Hochbegabung, um mein Kind besser zu verstehen. Der Kindergarten tat das seine, er durfte ausgiebig an der Vorschularbeit teilnehmen, War geistig gefordert. Er brachte sich das Lesen selbst bei und das rechnen, beides konnte er vor Schuleintritt schon recht gut. Aber seine schlechten Sozialkompetenzen blieben. Die Schule beschwerte sich immer wieder, dass er aus der Reihe tanzt und sich nicht konzentrieren könne. Er selbst sagte, die Schule wäre langweilig, da gäbe es ja nichts Neues. Wir versuchten es mit einem Klassenübersprung, der schnell wieder aufgegeben wurde. er sagte, ich will da nicht mehr hin, da muss ich so viel schreiben, dazu habe ich auch keine Lust. Also wieder zurück in die alte Klasse.
Unser Kind wurde zunehmend aggressiver. Ich bekam jede Woche neue Mails der Lehrerin, wie schlecht er sich benehmen würde, nicht mitschreibt, sich nur im Unterricht beteiligt wenn er Lust hätte, dann aber sehr gut und dass er ständig seine Mitschüler ärgern würde.Bsp.: er malte einer Mitschülerin mit Edding ins Gesicht. Unser Sohn sagte, sie hat doch gesagt, dass ich sie anmalen soll.
Wir erklärten uns bereit, eine sensorische Integrationstherapie mit ihm zu machen.
Nebenbei jahrelang Ergotherapie, Vorstellung bei der Schulpsychologin. Hochbegabtenförderunr vom Land Berlin, Beitritt im Verein fürs Hochbegabte Kind, damit verbunden Treffen mit gleich gesinnten Eltern. Die Kinder unter sich bekamen eine Führung durch ein Museum o.ä. , die Eltern konnten sich in der Zeit beim Kaffee austauschen. Das hat mir in der Zeit sehr geholfen, da ich gesehen habe, dass andere Eltern mit hochbegabten Kindern ( in unserer Gruppe vornehmlich Jungs) Probleme in der Schule haben.
In der dritten Klasse spitzte sich sein Verhalten so zu, dass wir die Schule wechseln mussten. Ich zweifelte wie so oft an unsere Erziehung, obwohl wir schon vier Kinder großgezogen hatten, mit denen es unproblematisch lief. Es hieß immer, ich müsse mehr Grenzen setzen, unser Sohn muss sich an Regeln halten. Der Kinderarzt riet mir, einige wenige Regeln fest durch zu setzen, andere Sachen eher lasch zu handhaben, damit der Familienfrieden nicht aus dem Lot gerät. Zu Hause funktioniert das auch ganz gut, aber eben nicht in der Schule.
Kurz vor dem Schulwechsel in der dritten Klasse, stellten wir unseren Sohn einer Psychologin vor und ließen ihn noch einmal auf ADHS testen. Stundenlange Tests folgten, wie schon bei der Schulpsychologin. Am Ende das Resultat: ich bin mir nicht sicher, er ist sehr intelligent, ein sehr kontroverses Ergebnis manche Sachen sprechen eindeutig für ADHS andere eben so eindeutig dagegen. aber wenn Sie wollen können wir es ja mal mit Ritalin probieren. Ich wollte nicht !!!
So eine unsichere Befund Erhebung.
Ich habe viele Bücher über ADHS gelesen, auch über Asperger Autismus. Überall finde ich mein Kind in vielen Punkten wieder, aber auch viele sprechen dagegen. immer wieder zweifle ich an meiner Erziehung immer wieder die Frage kann er oder will er nicht. Kann er in der Schule die Aufgaben nicht machen oder will er nicht. Kann er seine Hefte nicht ordentlich auf den Tisch legen oder will er nicht. Warum spielen er in der Pause nicht mit anderen Kindern sondern ärgert sie. Liegt vielleicht eine Doppeldiagnose vor? Hochbegabte Kinder sind auch manchmal zusätzlich Asperger Autisten oder haben auch zusätzlich ein ADHS Problem. Diese Diagnosen sind noch schwerer zu stellen als Einzeldiagnosen.
Also habe ich noch mal einen Termin im Josefinchen ausgemacht, sehr gute psychologische Kinderpraxis in Berlin, die auch besonders gut diese Doppeldiagnosen stellen können. Einen Strich durch meine Rechnung, endlich zu wissen was mit meinem Sohn los ist, warum er sich so anders verhält, machte meinen Sohn selber. Er lehnte ab diesem Zeitpunkt jede psychologische Untersuchung ab und sagte er könnte diese vielen Tests nicht mehr ertragen, Man soll ihn doch endlich so akzeptieren wie er ist.
Das war der große Wendepunkt. Wir gingen zu keinem Psychologen mehr, ich lag all meine Bücher weg. Ich versuchte meinen Sohn zu akzeptieren so wie er ist. Ich verstehe seine Gedankenwelt bis heute nicht, aber versuche mein bestes zu geben, ihn so zu nehmen wie er ist. Der Schulwechsel in der dritten Klasse war gut und richtig. Eine größere Schule, wo sein Verhalten nicht sofort zum Problem wurde, sondern es viele Kinder gibt, die unterschiedlich und auch mal aus der Rolle fallen. Es wurde von Lehrer Seite nicht ständig an seinem Verhalten rumgemäkelt, auch dort konnte er nicht still sitzen und alle Aufgaben in der Schule erfüllen, aber die Lehrer hatten Nachsicht.Die Fächer werden immer anspruchsvoller, ein Segen für unser Kind. Die Schule läuft jetzt in der sechsten Klasse ganz gut, er hat eine gymnasiale Empfehlung , seine Noten sind gut bis sehr gut, sein Sozialverhalten Zeugnis eher schlecht. es gibt nach wie vor Gespräche mit den Lehrern, aber ohne Vorwürfe, das hat uns als Familie wieder nach vorne schauen lassen.
Abschließend sei zu sagen, dass es in unserer Situation richtig war, keine weitere Diagnose/Doppeldiagnose zu stellen, da so wieder der Familienfrieden hergestellt ist und wir unser Kind so mehr annehmen können. Ihm selbst haben alle Psychologischen Tests und Vorstellungen immer wieder vermittelt, er ist nicht normal. Dadurch ist sein Selbstvertrauen auf Null gesunken, er denkt immer er ist falsch in dieser Welt . Er möchte einfach in Ruhe gelassen werden . Das tun wir jetzt. Mir geht es besser, ich mache mir nicht mehr jeden Tag darüber Gedanken, was mit ihm los ist, ein kleiner Restzweifel bleibt.
Hallo,
ich habe in der Beschreibung Ihres Jungen in vielen Punkten unseren inzwischen 10jährigen Jungen wiedererkannt, der ebenfalls in der Schule bereits in der ersten Klasse als hochbegabt eingeschätzt wurde, eine schulpsychologische Testung eine mässige Hochbegabung im mathematischen Bereich zeigte, aber im sozialen Bereich unterentwickelte Fähigkeiten, deswegen wurde auch kein Klassenüberspringen empfohlen, er ist am liebsten zuhause, Gruppenaktivitäten wie Fuessball, Pfadfinder etc. unmöglich, und er verhält sich häufig „unhöflich“ und unangepasst. Da meine Freundin Psychiaterin ist und ihr auffiel, dass er ihr nicht in die Augen schaut und ständig auf Zehen läuft (was wohl typisch bei Asperger sei), meinte sie, wir sollten ihn doch nochmals an einer kinderpsychologischen Stelle testen lassen, und dort wurde das Asperger Syndrom diagnostiziert. Was uns einerseits vieles erklärt, uns andererseits dennoch überrascht hat. Ich kann nun viel besser mit ihm umgehen, verstehe ihn besser und überstehe auch zb Familienereignisse wie eben die Weihnachtsfeier in der Familie viel besser, weil ich weiß, dass er nicht unhöflich ist bzw sein will, sondern einfach ehrlich ist, und statt ihn zu tadeln, kann ich ihn und sein Verhalten akzeptieren. Wir leben eben nun mit einem liebenswerten Freak. Und ich bin froh, diesen Blog gefunden zu haben, wril es doch erleichternd ist zu lesen, dass es andere gibt, die ganz ähnliche Probleme haben. Ich sage ihm manchmal, dass er nicht normal ist, dass wir anderen ja aber auch nicht normal sind, dass eigentlich niemand normal ist, und er genau richtig ist, so wie er ist.